Ein Kommentar von Mathias Breitner, Bäcker- und Konditormeister

Das Pfaffenhofener Volksfest und die Debatte um Bio-Produkte sorgen derzeit für hitzige Diskussionen. Doch vieles, was derzeit behauptet wird, entbehrt jeder Grundlage. Als Bäcker und langjähriger Unterstützer regionaler Wertschöpfung möchte ich mit einigen Mythen aufräumen – und klarstellen: Bio ist eine Chance für unsere Region!
„Bio lässt die Preise explodieren“? Falsch!
Immer wieder heißt es, Bio-Produkte würden das Volksfest unbezahlbar machen. Doch diese Behauptung ist schlicht falsch. Wer Bio und Regionales fördert, sorgt dafür, dass das Geld nicht in anonyme Massenware fließt, sondern bei unseren heimischen Betrieben und Landwirten bleibt. Das stärkt die lokale Wirtschaft und schafft Vertrauen. Zwar mögen Bio-Zutaten geringfügig teurer sein, doch der Wareneinsatz macht bei Festpreisen oft nur einen kleinen Teil aus. Die Stadt Pfaffenhofen fördert außerdem seit Jahren die Biozertifizierung der Festwirte durch Reduzierung des Ganterpreises um 1 Prozent und durch professionelle Beratung.
Initiative "30 für 30" - Nachhaltigkeit trifft Genuss Pfaffenhofen voll auf Linie der bayerischen Landwirtschaftsministerin
Unsere bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber treibt seit Jahren das
30/30-Ziel (30 % Bioanbau in Bayern bis 2030) voran. Ziel der Initiative ist es, die Entwicklung von „Bio aus Bayern“ zu fördern und einen nachhaltigen Wandel in der Agrar- und Ernährungswirtschaft Bayerns voranzutreiben. Die Stadt Pfaffenhofen greift die Idee mit Bodenallianz und bio-regionaler Förderung sowie im Rahmen des Volksfestkonzeptes auf. Dem Konzept stimmte der Stadtrat im November 2024 einstimmig zu.
Jetzt beim ersten Gegenwind zurückzurudern, sendet ein fatales Signal: Wie sollen jemals ambitionierte Ziele erreicht werden, wenn man schon bei minimalen Schritten einknickt?
Die Fakten: Nur vier Bio-Produktgruppen – kein Weltuntergang
Überhaupt wird oft übersehen, wie moderat die aktuellen Vorgaben sind. Nur bei vier Produktgruppen – Kartoffeln, Käse, Backwaren und Festbier – sind Bio-Rohstoffe gefordert. Das ist machbar, zumal viele Betriebe längst auf regionale und nachhaltige Produkte setzen.

Und ja, auch Brezen lassen sich problemlos in Bio-Qualität anbieten!
Ein Beispiel aus der Praxis:
Es wurde behauptet, Bio-Brezen könnten nicht als Teiglinge gelagert und frisch aufgebacken werden. Das ist Unsinn. Tiefgekühlte Bio-Teiglinge sind drei Tage haltbar – bei normaler Planung kein Problem. Unser Betrieb liefert zudem täglich frische Brezen aufs Volksfest.
Volksfest retten? Dann setzt auf regionale Stärke!
Wer das Volksfest wirklich bewahren möchte, sollte nicht gegen gute bio-regionale Produkte wettern, sondern konstruktiv nach Lösungen suchen. Wie?
(Bio)-regionale Innovation statt Verweigerungshaltung: Warum nicht das Volksfest als Vorreiter für nachhaltiges Feiern positionieren? Bio-Bier aus regionalen Brauereien, Kartoffeln von heimischen Bauern, Fleisch von handwerklichen Betrieben statt aus Massenschlachthöfen, Obst und Gemüse das direkt vom Feld unserer Landwirte – das ist kein Zwang, sondern ein Qualitätsversprechen.
Familienfreundlichkeit fördern: Statt über Preise zu jammern, könnte man gezielt in Familienfreundlichkeit investieren – etwa durch Vergünstigungen von Fahrgeschäften an bestimmten (ohnehin nicht so gut besuchten) Tagen.
Fazit: Bio ist kein Problem, sondern Teil der Lösung
Die Debatte um Bio auf dem Volksfest offenbart eine grundsätzliche Frage:
Wollen wir ein Event, das sich nur über Billigpreise definiert?
Oder eines, das Qualität, Regionalität und Zukunftsfähigkeit lebt?
Letzteres ist nicht nur ein Imagegewinn für Pfaffenhofen, sondern ein Statement für verantwortungsvolles Wirtschaften und Feiern.
Es ist Zeit, die Energie nicht in Scheingefechte zu stecken, sondern gemeinsam pragmatische Wege zu gehen.
Mathias Breitner setzt sich seit Jahren für regionale Wertschöpfung und nachhaltiges Handwerk ein. Sein Betrieb beliefert unter anderem lokale Feste und Veranstaltungen auch mit bio-regionalen Backwaren.
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